Einleitung:
In meinem Alltag wird mir von Patienten immer die Frage gestellt, wie wir unsere Korsette bauen. Man hört immer wieder: „Sie arbeiten mit CAD, oder?“ die Zweifler fragen: „Wie soll das mit dem Scan und den Fotos Funktionieren“ usw…
Ich werde versuchen, die möglichen Methoden zur Herstellung von Korsetten für Skoliosen kurz vorzustellen, um zu zeigen, worauf es „wirklich“ ankommt.
Zuerst sollte man immer klassifizieren:
Wie bekommt man den Patienten in die Werkstatt? Ganz einfach: mittels Gipsbinden wird ein Körperabdruck erstellt. Ganz klassisch wird dieser dann so verschlossen, dass er wieder mit Gips ausgefüllt werden kann. So wird ein sogenanntes Gipspositiv hergestellt.
Bei der Gipsabnahme gibt es zwei Varianten: zum einen gibt es Kollegen, die einfach nur den Körperabdruck nehmen, also darauf verzichten in irgendeiner Weise schon jetzt Korrektur auf die Wirbelsäule zu bringen (Abb.:3). Ich persönlich finde dies eine sehr gängige Methode, denn aus dem erstellten Positiv kann man „lesen“ als stünden die Patienten neben einem. Hätte man „Korrektur“ direkt in den Abdruck eingebracht – die zweite Methode – finde ich es wichtig, dass auch immer derjenige, der den Abdruck macht, auch nachher das Modell erstellt. Wie sonst sollte der Modelleur wissen, wie viel Korrektur schon im Abdruck enthalten ist? Oder das Team muss sich sehr gut absprechen und einen eigenen Standard festlegen, denn sonst kommt es dazu, dass Druckpunkte und Freiräume nicht gut definiert sind. Hierzu überträgt man zuerst den Verlauf der Wirbelsäule vom Röntgenbild auf das Gipspositiv. Was mit klassischen Röntgenfilmen immer gut ging, wird durch digitales Röntgen zunehmend kompliziert. So entsteht also aus dem Gipspositiv nach und nach das (Zweck-) Modell für das spätere Korsett. Nun gibt es noch Varianten, in denen der Abdruck eingesägt oder gekeilt wird, um einen Beckenshift oder eine Erhöhung oder Verlängerung zu erzeugen.
Darstellung des klassischen Korsettbaus mit Gipsabdruck:
Bei unserem nächsten Treffen klären wir weitere Punkte. Häufige Fragen und Antworten haben wir übrigens hier für Sie zusammengestellt. Wenn alles klar ist, geht es zur Anprobe des Korsetts. Dabei prüfen wir wo wir es verändern müssen, damit es gut sitzt.
Anschließend wird das Korsett fertiggestellt, so dass Sie es direkt mitnehmen können. Normalerweise gehen Sie jetzt noch einmal mit Ihrem Kind zu Ihrem Arzt, damit er sich den Rücken Ihres Kindes noch einmal ganz genau ansehen kann. Dabei prüft er, ob das Korsett so zum Rücken passt, wie wir uns das alle vorstellen. Wenn Sie es wünschen, begleiten wir Sie bei Ihrem Arztbesuch!
Durch unsere jahrelange Erfahrung können wir schnell feststellen, ob das Korsett auch zum Rücken Ihres Kindes passt. Ihr Arzt wird außerdem, nach einiger Tragezeit, ein Röntgenbild erstellen und kann dadurch herausfinden ob das Korsett für den gewünschten Erfolg zur Behandlung einer Skoliose oder eines Rundrückens, sorgt.
Datenerfassung CAD- Technik mit Scan
Bei der Methode auf CAD (Computer-Aided Design) wird der klassische Prozess der Modellherstellung durch digitale Verfahren ersetzt.
Bei uns zB. werden, Fotos des Patienten in verschiedenen Positionen gemacht. Danach nehmen wir vom Körper definierte Maße wie: Umfang/Breite/Tiefe & Höhen (dies würden wir auch machen, wenn wir mit Gips arbeiten würden).
Abschließend werden bei uns nun zwei 3D Scans erstellt (Abb.:5): der Erste ist das Äquivalent zum Gipsabdruck und wird im Stehen gemacht. Um die Skoliose genauer beurteilen zu können machen wir einen zweiten Scan in Vorbeuge. Auch hier können die Daten mit und ohne Korrektur erfasst werden. Und auch hier muss man bei der weiteren Herstellung schauen, ob und wieviel Korrektur schon vorgenommen wurde.
Wie entsteht nun aus Daten ein Modell zur Korsettherstellung?
Wieder gibt es verschiedene Arbeitsweisen:
Unter diesem etwas provokanten Titel, möchte ich hier einen Überblick über die Herstellung von Skoliose-Korsetten geben.
1. Einleitung:
In meinem Alltag wird mir von Patienten immer die Frage gestellt, wie wir unsere Korsette bauen. Man hört immer wieder: „Sie arbeiten mit CAD, oder?“ die Zweifler fragen: „Wie soll das mit dem Scan und den Fotos Funktionieren“ usw…
Ich werde versuchen, die möglichen Methoden zur Herstellung von Korsetten für Skoliosen kurz vorzustellen, um zu zeigen, worauf es „wirklich“ ankommt.
2. Zuerst sollte man immer klassifizieren:
Unabhängig von der Art der Herstellungsmethode, sollte am Anfang eine Klassifizierung stehen, um zu sehen mit welchem Skoliose-Typ man es zu tun hat und wie das Korsett im Anschluss gefertigt werden muss. Dabei ist es aus meiner Sicht nicht immer nötig, nach den neuesten chirurgischen-Klassifizierungsmethoden vorzugehen. Eine Klassifizierung nach KING (Abb.1) ist sicherlich für eine OP-Planung seit langem überholt, dennoch bietet sie dem Orthopädietechniker eine gute Grundlage und ist dabei nicht zu kompliziert. Aber auch Klassifizierungsvarianten auf Grundlage von KING, also eine weitere Aufgliederung, oder direkt nach RIGO, sind sicher sehr zielführend.
Ich erstelle immer eine Bildmontage mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms (Abb2). Im linken Bild ist zu sehen, wie sich das Becken nach links verschiebt und dadurch die rechte Taille weniger ausgeprägt ist im Verhältnis zur linken und wie die linke Schulter tiefer steht als die rechte. Im rechten Bild wird das Röntgenbild auf projiziert mit dem Zweck, die Druck- und Entlastungszonen definieren zu können.
3. Darstellung des klassischen Korsettbaus mit Gipsabdruck:
Wie bekommt man den Patienten in die Werkstatt? Ganz einfach: mittels Gipsbinden wird ein Körperabdruck erstellt. Ganz klassisch wird dieser dann so verschlossen, dass er wieder mit Gips ausgefüllt werden kann. So wird ein sogenanntes Gipspositiv hergestellt.
Bei der Gipsabnahme gibt es zwei Varianten: zum einen gibt es Kollegen, die einfach nur den Körperabdruck nehmen, also darauf verzichten in irgendeiner Weise schon jetzt Korrektur auf die Wirbelsäule zu bringen. Ich persönlich finde dies eine sehr gängige Methode, denn aus dem erstellten Positiv kann man „lesen“ als stünden die Patienten neben einem. Hätte man „Korrektur“ direkt in den Abdruck eingebracht – die zweite Methode – finde ich es wichtig, dass auch immer derjenige, der den Abdruck macht, auch nachher das Modell erstellt. Wie sonst sollte der Modelleur wissen, wie viel Korrektur schon im Abdruck enthalten ist? Oder das Team muss sich sehr gut absprechen und einen eigenen Standard festlegen, denn sonst kommt es dazu, dass Druckpunkte und Freiräume nicht gut definiert sind. Hierzu überträgt man zuerst den Verlauf der Wirbelsäule vom Röntgenbild auf das Gipspositiv. Was mit klassischen Röntgenfilmen immer gut ging, wird durch digitales Röntgen zunehmend kompliziert. So entsteht also aus dem Gipspositiv nach und nach das (Zweck-) Modell für das spätere Korsett. Nun gibt es noch Varianten, in denen der Abdruck eingesägt oder gekeilt wird, um einen Beckenshift oder eine Erhöhung oder Verlängerung zu erzeugen.
4. Datenerfassung CAD- Technik mit Scan
Bei der Methode auf CAD (Computer-Aided Design) wird der klassische Prozess der Modellherstellung durch digitale Verfahren ersetzt.
Bei uns zB. werden, Fotos des Patienten in verschiedenen Positionen gemacht. Danach nehmen wir vom Körper definierte Maße wie: Umfang/Breite/Tiefe & Höhen (dies würden wir auch machen, wenn wir mit Gips arbeiten würden).
Abschließend werden bei uns nun zwei 3D Scans erstellt (Abb.:5): der Erste ist das Äquivalent zum Gipsabdruck und wird im Stehen gemacht. Um die Skoliose genauer beurteilen zu können machen wir einen zweiten Scan in Vorbeuge. Auch hier können die Daten mit und ohne Korrektur erfasst werden. Und auch hier muss man bei der weiteren Herstellung schauen, ob und wieviel Korrektur schon vorgenommen wurde.
Wie entsteht nun aus Daten ein Modell zur Korsettherstellung?
Wieder gibt es verschiedene Arbeitsweisen:
5. CAD- Technik 1.) Scanbasierte Methode:
Hier werden alle Daten in einem speziellen CAD- Programm zusammengeführt.
Der Scan (digitale Abdruck) dient als Basis für die weitere Arbeit. Hier werden Fotos & Röntgenbilder vom Patienten genauso benutzt und mit den Scandaten überlagert, dafür benutzen wir zB. die Bildmontage, die zur Klassifizierung erstellt wird. So kann man auch hier die entsprechenden Druck- und Entlastungzonen definieren. Das CAD- Programm bietet „Werkzeuge“, mit denen wird nun der Scan (digitale Abdruck) bearbeitet.
Es gibt Raspel und Spachtel, mit denen man vom digitalen Abdruck abträgt oder aufträgt. Mit weiteren Tools kann man den digitalen Abdruck verlängern, biegen, verdrehen, verschieben und vieles mehr. Man kann Bereiche festlegen, die herausgezogen oder eingedrückt werde.
Ziel ist es, ein digitales (Zweck-) Modell zu erstellen, welches dann von einer Roboterfräse aus einem harten Schaumstoffblock gefräst wird (Abb.:7). So entsteht das Modell zur eigentlichen Herstellung des Korsetts.
Trotz der Tatsache, dass wir DIGITAL arbeiten also das Modell nicht in Händen halten können, hört sich vieles doch so an, als würden wir an einem Gipsmodell arbeiten, oder?
6. CAD- Technik 2.) Datenbankbasierte Methode:
Auch hier werden alle Daten im CAD- Programm zusammengeführt. Der größte Unterschied liegt aber in der Art und Weise, wie nun das (Zweck-) „Modell“ daraus entsteht.
Als Basis dient nicht mehr der Scan (digitale Abdruck), sondern ein digitaltheoretisches Modell, welches im Vorfeld in der Datenbank hinterlegt wurde.
Hier werden alle Maße & Volumen aus dem 3D-Scan auf das Datenbankmodell übertragen und dies somit der Körperform des Patienten angepasst. Im Nachgang wird nun dieses „Modell“ noch weiter angepasst. Man benutzt also die gleichen „Werkzeuge“ und kontrolliert zuerst, ob das Modell die richtige Höhe hat, es also lang genug ist. Dann werden alle Umfänge, Tiefen und Breiten kontrolliert und ggf. angepasst (Abb.:8a). Auch anatomische Besonderheiten können über den benutzten Scan auf das Modell übertragen werden. Abschließend führe ich eine Vorab- Anprobe im Computer durch, indem ich das eigentliche Korsett vom CAD Programm „Rendern“ lasse und in die gespiegelte Bildmontage einfüge. Mit geübtem Blick weiß man, wo und wie das Korsett weiter individualisiert werden muss (Abb.:8b).
Das, worauf es nun ankommt, ist das Können des Modelleurs und seiner Datenbank, die er aufgebaut hat. In ihr steckt die Arbeit vieler Stunden, viel Erfahrung aus bereits gebauten Korsetten, die immer und immer wieder eingepflegt werden müssen, um diese Datenbank immer genauer werden zu lassen. Das setzt nicht nur ein enormes orthopädietechnisches Geschick, sondern auch eine gehörige Portion Transferdenken voraus.
7. Warum scheint ein CAD-System immer im Vorteil zu sein?
Im Grunde gibt es nur zwei Verfahren, die sich unterscheiden, denn sowohl die Herstellung eines Korsetts mit Gipsabdruck als auch die (CAD- Technik 1.) scanbasierte Methode unterscheiden sich nicht grundlegend von einander. In beiden Fällen wird, vereinfacht gesprochen, die Körperform als Basis herangezogen, um ein Korsett zu fertigen. Einmal mit Gips und einmal digital mit 3D-Scanner also der Scan als digitaler Abdruck.
Es wird also viel Zeit drauf verwendet, eine Form mit „Werkzeugen“ so abzuwandeln, dass sie einer vordefinierten Form (aus der Klassifikation) entspricht. Egal ob das digital am Computer oder „analog“ am Gips passiert. Und dies muss für jedes neue Korsett immer und immer von ganz vorne passieren.
Anders sieht es bei der datenbankbasierten Methode (CAD- Technik 2.) aus. Hier steht im Vordergrund, dass ein Skoliosemuster (aus der Klassifikation) immer mit dem gleichem Korsetttyp in immer gleichbleibender (oder steigender) Qualität versorgt werden kann.
Wie schon dargestellt, ist die Basis ein digitaltheoretisches Modell, welches auf die Daten des Patienten angepasst wird. Dies bedeutet, dass alle Druck- und Entlassungszonen im Vorfeld in einer Form vordefiniert werden und im Anschluss als Modell in einer Datenbank abgespeicherter werden. Wenn nun ein Modell für einen Patienten abgerufen wird, stellt dies das Korsettmodell schon mit einer sehr hohen Genauigkeit dar. Es folgt, wie beschrieben, ein Prozess, der dieses Modell individualisiert und an die (anatomischen) Gegebenheiten des Patienten anpasst.
8. Nach dieser Betrachtung stellt sich die Frage, ob eine CAD-Fertigung immer von Vorteil ist.
Heutzutage ist Zeit das kostbarste Gut, darum macht es Sinn, aufwendige Arbeitsschritte, wie das händische Arbeiten am Gipsmodell umzulenken, so dass man diese Zeit effektiver nutzen kann, um für den Patienten Dank der Klassifizierung und der sehr genauen Modellerstellung das richtige Korsett bauen kann, das eben auch gut ge-und ertragen werden kann.
Zurück zum Titel: Gipst Du noch oder CAD´s Du schon?
Alleine die Aussage „wir arbeiten mit CAD“ reicht also nicht!
Wenn man von CAD-Fertigung spricht, kommt aus meiner Sicht nur eine datenbankbasierte (CAD- Technik 2.) Fertigung in Frage. Um diesen extremen Aufwand leisten zu können, ist es nötig, eine sehr hohe Anzahl an Versorgungen zu haben. Die Datenbankerstellung und -pflege ist ein laufender Prozess, denn immer, wenn sich Änderungen an einem Modell ergeben, sollte die Datenbank überarbeitet werden und somit sofort für die nächsten Versorgungen optimiert bereitstehen.
4. Datenerfassung CAD- Technik mit Scan
Bei der Methode auf CAD (Computer-Aided Design) wird der klassische Prozess der Modellherstellung durch digitale Verfahren ersetzt.
Bei uns zB. werden, Fotos des Patienten in verschiedenen Positionen gemacht. Danach nehmen wir vom Körper definierte Maße wie: Umfang/Breite/Tiefe & Höhen (dies würden wir auch machen, wenn wir mit Gips arbeiten würden).
Abschließend werden bei uns nun zwei 3D Scans erstellt (Abb.:5): der Erste ist das Äquivalent zum Gipsabdruck und wird im Stehen gemacht. Um die Skoliose genauer beurteilen zu können machen wir einen zweiten Scan in Vorbeuge. Auch hier können die Daten mit und ohne Korrektur erfasst werden. Und auch hier muss man bei der weiteren Herstellung schauen, ob und wieviel Korrektur schon vorgenommen wurde.
Wie entsteht nun aus Daten ein Modell zur Korsettherstellung?
Wieder gibt es verschiedene Arbeitsweisen:
5. CAD- Technik 1.) Scanbasierte Methode:
Hier werden alle Daten in einem speziellen CAD- Programm zusammengeführt.
Der Scan (digitale Abdruck) dient als Basis für die weitere Arbeit. Hier werden Fotos & Röntgenbilder vom Patienten genauso benutzt und mit den Scandaten überlagert, dafür benutzen wir zB. die Bildmontage, die zur Klassifizierung erstellt wird. So kann man auch hier die entsprechenden Druck- und Entlastungzonen definieren. Das CAD- Programm bietet „Werkzeuge“, mit denen wird nun der Scan (digitale Abdruck) bearbeitet.
Es gibt Raspel und Spachtel, mit denen man vom digitalen Abdruck abträgt oder aufträgt. Mit weiteren Tools kann man den digitalen Abdruck verlängern, biegen, verdrehen, verschieben und vieles mehr. Man kann Bereiche festlegen, die herausgezogen oder eingedrückt werde (Abb.:6).
Ziel ist es, ein digitales (Zweck-) Modell zu erstellen, welches dann von einer Roboterfräse aus einem harten Schaumstoffblock gefräst wird (Abb.:7). So entsteht das Modell zur eigentlichen Herstellung des Korsetts.
Trotz der Tatsache, dass wir DIGITAL arbeiten also das Modell nicht in Händen halten können, hört sich vieles doch so an, als würden wir an einem Gipsmodell arbeiten, oder?
6. CAD- Technik 2.) Datenbankbasierte Methode:
Auch hier werden alle Daten im CAD- Programm zusammengeführt. Der größte Unterschied liegt aber in der Art und Weise, wie nun das (Zweck-) „Modell“ daraus entsteht.
Als Basis dient nicht mehr der Scan (digitale Abdruck), sondern ein digitaltheoretisches Modell, welches im Vorfeld in der Datenbank hinterlegt wurde.
Hier werden alle Maße & Volumen aus dem 3D-Scan auf das Datenbankmodell übertragen und dies somit der Körperform des Patienten angepasst. Im Nachgang wird nun dieses „Modell“ noch weiter angepasst. Man benutzt also die gleichen „Werkzeuge“ und kontrolliert zuerst, ob das Modell die richtige Höhe hat, es also lang genug ist. Dann werden alle Umfänge, Tiefen und Breiten kontrolliert und ggf. angepasst (Abb.:8a). Auch anatomische Besonderheiten können über den benutzten Scan auf das Modell übertragen werden. Abschließend führe ich eine Vorab- Anprobe im Computer durch, indem ich das eigentliche Korsett vom CAD Programm „Rendern“ lasse und in die gespiegelte Bildmontage einfüge. Mit geübtem Blick weiß man, wo und wie das Korsett weiter individualisiert werden muss (Abb.:8b).
Das, worauf es nun ankommt, ist das Können des Modelleurs und seiner Datenbank, die er aufgebaut hat. In ihr steckt die Arbeit vieler Stunden, viel Erfahrung aus bereits gebauten Korsetten, die immer und immer wieder eingepflegt werden müssen, um diese Datenbank immer genauer werden zu lassen. Das setzt nicht nur ein enormes orthopädietechnisches Geschick, sondern auch eine gehörige Portion Transferdenken voraus.
7. Warum scheint ein CAD-System immer im Vorteil zu sein?
Im Grunde gibt es nur zwei Verfahren, die sich unterscheiden, denn sowohl die Herstellung eines Korsetts mit Gipsabdruck als auch die (CAD- Technik 1.) scanbasierte Methode unterscheiden sich nicht grundlegend von einander. In beiden Fällen wird, vereinfacht gesprochen, die Körperform als Basis herangezogen, um ein Korsett zu fertigen. Einmal mit Gips und einmal digital mit 3D-Scanner also der Scan als digitaler Abdruck.
Es wird also viel Zeit drauf verwendet, eine Form mit „Werkzeugen“ so abzuwandeln, dass sie einer vordefinierten Form (aus der Klassifikation) entspricht. Egal ob das digital am Computer oder „analog“ am Gips passiert. Und dies muss für jedes neue Korsett immer und immer von ganz vorne passieren.
Anders sieht es bei der datenbankbasierten Methode (CAD- Technik 2.) aus. Hier steht im Vordergrund, dass ein Skoliosemuster (aus der Klassifikation) immer mit dem gleichem Korsetttyp in immer gleichbleibender (oder steigender) Qualität versorgt werden kann.
Wie schon dargestellt, ist die Basis ein digitaltheoretisches Modell, welches auf die Daten des Patienten angepasst wird. Dies bedeutet, dass alle Druck- und Entlassungszonen im Vorfeld in einer Form vordefiniert werden und im Anschluss als Modell in einer Datenbank abgespeicherter werden. Wenn nun ein Modell für einen Patienten abgerufen wird, stellt dies das Korsettmodell schon mit einer sehr hohen Genauigkeit dar. Es folgt, wie beschrieben, ein Prozess, der dieses Modell individualisiert und an die (anatomischen) Gegebenheiten des Patienten anpasst.
8. Nach dieser Betrachtung stellt sich die Frage, ob eine CAD-Fertigung immer von Vorteil ist.
Heutzutage ist Zeit das kostbarste Gut, darum macht es Sinn, aufwendige Arbeitsschritte, wie das händische Arbeiten am Gipsmodell umzulenken, so dass man diese Zeit effektiver nutzen kann, um für den Patienten Dank der Klassifizierung und der sehr genauen Modellerstellung das richtige Korsett bauen kann, das eben auch gut ge-und ertragen werden kann.
Zurück zum Titel: Gipst Du noch oder CAD´s Du schon?
Alleine die Aussage „wir arbeiten mit CAD“ reicht also nicht!
Wenn man von CAD-Fertigung spricht, kommt aus meiner Sicht nur eine datenbankbasierte (CAD- Technik 2.) Fertigung in Frage. Um diesen extremen Aufwand leisten zu können, ist es nötig, eine sehr hohe Anzahl an Versorgungen zu haben. Die Datenbankerstellung und -pflege ist ein laufender Prozess, denn immer, wenn sich Änderungen an einem Modell ergeben, sollte die Datenbank überarbeitet werden und somit sofort für die nächsten Versorgungen optimiert bereitstehen.
9. Was bringt die Zukunft noch, Stichwort 3D-Druck/ Material?
Den CAD-Gedanken konsequent zu Ende gedacht, würde es bedeuten, dass nicht ein Modell aus einem Schaumstoffblock gefräst wird, auf dem dann das Korsett klassisch in einen Tiefzieh Verfahren hergestellt wird, sondern dass das Korsett selbst gefertigt wird, dh. direkt als 3D-Druck.
In unserer Branche breitet sich das Thema in den letzten Jahren wie ein Lauffeuer aus. Alle namenhaften Hersteller haben plötzlich Drucker und stellen diese zur Verfügung. Das Angebot ist verlockend. Man kann Flächen definieren die dünn, perforiert, weich oder hart sind, die Druckzonen könnten beliebig verstärkt werden und Ränder beliebig ausgestellt und vieles mehr.
Leider reichen momentan zum einen die Größe der Drucker nicht aus als auch die Materialeigenschaften ebenso wie die Fertigungszeiten, um mit den klassischen Methoden der Fertigung mithalten zu können.
Es gibt auch immer wieder Vorstöße, andere Materialen als die klassischen zu verwenden. Diese versprechen mehr Festigkeit bei dünnerer Wandung oder kühlende Eigenschafften und vieles mehr. Leider wird dabei die Nachpassung vergessen, dies gilt auch für 3D Druck. In vielen Fällen ist es nötig, das Korsett regelmäßig den Gegebenheiten des sich entwickelnden Körpers anzupassen. Wenn jetzt ein Material verwendet wurde, welches sich nicht oder nur sehr aufwendig nachpassen lässt, ist der geringe Vorteil schnell verloren.
10. Resümee
Es geht darum, unsere Kinder/Patienten in den Vordergrund zu stellen und nicht eine technische Methode! Das Gesamtpaket macht es aus! Eine geschickte und kompetente Kombination aus persönlicher Ansprache, CAD-Datenbank- Fertigung und guter handwerklicher Umsetzung müssen dabei die Basis sein.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein ansprechendes Umfeld, regelmäßige Kontrollen – mit und ohne Röntgen. Eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Physiotherapeuten ein stabiles Netz für eine gute und erfolgreiche Versorgung bieten. Besonders der positive Einfluss engagierter junger weiblicher Mitarbeiter, die mit persönlicher Ansprache und empathischer Umgang mit dem Jugendlichen Patienten/innen „Arbeiten“, ist ein großer Gewinn für diese.
Ob man eine orthopädietechnische Firma in unmittelbarer Nähe zu seinem Wohnort findet oder eine etwas weitere Anfahrt hat, sollte nicht darüber entscheiden, von wem man sich versorgen lässt. Nur ein Haus mit vielen Versorgungen kann, meiner Meinung nach, die Erfahrung und Expertise haben und eben auch die Entwicklung gemacht haben, eine gute Versorgung darzustellen zu können. Ich ermutige jeden: Schaut euch das Gesamtpaket an und hört auf euer Bauchgefühl!
Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in das Leben eines Korsettbauers geben, ohne mit zu vielen Details zu langweilen und dennoch den Kern zu beschreiben.
Es ist halt nicht überall CAD drin, wo CAD draufsteht.
Tobias Backmann
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